BiLac oder die Lust auf Rudern bis zum Anschlag

Kurz vor vier Uhr nachts aufstehen,  fünf Stunden später in der Westschweiz auf einen 30 Kilometer langen Ruder-Marathon über zwei Seen starten und nach zwei Stunden und gut 27 Minuten in bester Stimmung anlanden – – –  kann das überhaupt gehen?

Es kann! Eine Achter-Crew des Wassersportvereins  hat es bei der 20. BiLac-Regatta von Neuchatel nach Biel bewiesen.

Am Ende durften sich Cox Magdi, Schlagfau Barbara und Co-Schlag Angelika sowie Rafael, Prosper, Markus, Axel, Renate und Annette über einen beachtlichen 20. Platz in dem 80 Boote umfassenden Teilnehmerfeld freuen.

Als das Team um 4.30 Uhr am Bootshaus in Waldshut aufbrach, hatte die Hälfte ein recht kurze Nacht hinter sich. Denn der  Bootsanhänger hatte erst kurz nach 23 Uhr beladen werden können, weil er für die Teilnahme von Master-Ruderern an den Schweizer Meisterschaften auf dem Rotsee bei Luzern im Einsatz war. Aber selbst wer nur drei Stunden Schlaf bekommen hatte, war dann spätestens beim knietiefen Barfuß-Einsatz zum Wassern des Achters im See vor Neuchatel putzmunter.

Punkt 9 Uhr löste ein Böllerschuss den Massenstart aus, und die 80 Boote gingen auf das 30 Kilometer lange Rennen. Zunächst erwartete die Ruderinnen und Ruderer ein sechs Kilometer langer Abschnitt auf dem Neuenburger See. Dann folgten neun Kilometer durch den Verbindungskanal in den Bieler See, ehe die Schlussetappe über 15 Kilometer zum Seeclub Biel die letzten Kräfte forderte. Magdi als Cox hielt die ackernde Crew mit Angaben zur zurückgelegten Distanz sowie der Bootsgeschwindigkeit (zwischen 11 und 13 Stundenkilometer) auf dem Laufenden und geizte nicht mit Lob:  „Weiter so, ihr macht das wirklich gut!“

Bei bedecktem Himmel und mäßigen Temperaturen floss dennoch viel Schweiß, denn die Schlagzahl zwischen 23 und 26 war durchaus ambitioniert. Eigentlich waren ein bis zwei fliegende Wechsel von Schlagfrau und Cox geplant und eine Woche zuvor auch geübt worden. Doch weil sich „Tempo“ über eine weite Strecke einen spannenden Wettkampf mit zwei Booten lieferte und dank optimaler Kurswahl einen klaren Vorsprung hatte, wollte Magdi diesen Vorteil nicht verschenken. Und Barbara fühlte sich bei Kilometer 15 fit genug, um bis ins Ziel durchzurudern.  Frauen-Power eben… Dumm nur für den einzigen Diabetiker im Boot, der den Wechselvorgang für die zwingend erforderliche Kalorienzufuhr hatte nutzen wollen. Hätte er dann nicht bei Kilometer 20 eine kurze Pause einlegen müssen, um mit der Einnahme von Zucker-Dragées  eine  Unterzuckerung abzuwenden, dann hätte die WSV-Crew sogar Platz 19 erreichen können, zu dem am Ende nur 16 Sekunden gefehlt haben…

Als Magdi den letzten Kilometer ansagte, machte die Tempo-Crew ihrem Namen alle Ehre und trat den Schluss-Spurt an. Nach 2 Stunden, 27 Minuten und 46 Sekunden hatten Magdi&Co den Ruder-Marathon über zwei Seen abgehakt. Alle waren groggy, aber in Hochstimmung.  Einig war man/frau sich, dass die BiLac eine tolle Regatta in reizvoller Landschaft ist – – –  auch wenn bei der 30 Kilometer langen Boots-Hatz kaum ein  Blick für Weinberge oder historische Flecken am Seeufer blieb.

Übrigens: Wahr ist, dass die Waldshuter BiLac-Crew nach der Zieldurchfahrt ausnahmslos mit lachenden Gesichtern im Boot saß. Unwahr ist, dass die erfolgreichen Neun sofort beschlossen haben, jetzt für das nächste X-Row von Zug nach Luzern  zu trainieren (ja, da gibt es keine direkte Wasserverbindung:  zu den 18 Ruder-Kilometern kommen sieben, bei denen die Achter im Laufschritt auf den Schultern über Land transportiert werden müssen…)

Rafael Herrmann