Am 30. September 2023 sind wir auf dem Untersee ab der Halbinsel Mettnau Richtung Allensbach gerudert, dieser kleine Zipfel
nennt man auch nach der Gemarkung Markelfingen. 15 Ruderinnen und Ruderer des WVW waren dabei. So konnten alle 14 Plätze im Kirchboot plus Steuermann besetzt werden. Die Rudertour war rundum ein voller Erfolg und ein einmaliges Erlebnis.
Geschrieben von Roger Baumgartner
Die Organisation und Information funktionierten wie immer perfekt. Die Rudercrew, eine aufgestellte, hilfsbereite und unternehmungslustige Truppe. Das Wetter, meist sonnig, immer trocken und angenehm warm. Das Wasser spiegelglatt, manchmal etwas gekräuselt, nur wenige Wellen. Beim Hafen von Allensbach hiess es Steuerbord stärker! Wir schlugen einen Haken Richtung Insel Reichenau, Navigationsziel waren die Türme von St. Peter und Paul. Den westlichen Spitz der Reichenau hatten wir erreicht, umrundeten ihn und gelangten bald zum Restaurant Sandseele mit Mittagshalt. Was diese Rudertour zum herausragenden Erlebnis machte, war die Ausfahrt im Kirchboot. Es trägt den Namen «Karisma». Ein originales finnisches Kirchboot. Was bedeutet Charisma? «Charismatische Menschen mögen ihre Stärken und Schwächen und sind sich ihrer Werte bewusst. Sie haben Visionen und sie haben Mut. Sie agieren zielstrebig, mit Hingabe und lieben das, was sie tun. Menschen mit Charisma haben eine positive Lebenseinstellung und auch Veränderungen betrachten sie als etwas Gutes» . Eine schöne Verbindung zu unserem Kirchboot. Kirchboote stammen ursprünglich aus Finnland, wo sie im 17. Jahrhundert erstmals gebaut wurden um als Verkehrsmittel zwischen Dorf und Kirche zu dienen. Dazwischen lag oft ein See oder ein Fjord. Heutzutage werden Kirchboote im Freizeit- und Wettkampfsport genutzt.
Wir durften das Kirchboot der «Rudergemeinschaft See mal Rhein e.V. Radolfzell» den ganzen Samstag benutzen, sie hatten uns diesen Tag zum 100jährigen Jubiläum geschenkt. Es ist ein Original finnisches Kirchboot, das bereits auf dem berühmten Sulkavan-Rennen (Saimaa-See) mitfuhr und dort einen Preis gewonnen hat. Hervorzuheben ist die schnittige Bootsform. Eine altbewährte und sorgfältige Bauweise, dank der die Finnen seit Jahrhunderten schnell und pünktlich in der Kirche ankamen. Die «Karisma» hat 50 Spanten und die beeindruckende Anzahl von 2’500 Kupfernieten verbaut. Für das im Mai 2016 getaufte Boot wurden 5’000 km Fahrt und 600 Arbeitsstunden absolviert.
Von der Sandseele ruderten wir weiter nach Berlingen. Navigationspunkt: Kirchturm von Berlingen. Schulter an Schulter, immer zwei nebeneinander, verteilt auf 7 Reihen, jeweils ein Riemenruder auf Steuer- und Backbord. Weil ein perfekter Blatteinsatz und Finish, eingehalten wurde erreichten wir das Schweizer Ufer in rekordverdächtiger Zeit. Keine Wellen von Turistenbooten oder Dampfschiffen störten unseren Kurs. Das Boot war erstaunlich wendig und glitt geschmeidig durchs Wasser. Es war einfach ein Genuss darin zu rudern. Das spürte wohl die Crew, die ein Sea-Shanty anstimmte. So muss es bestimmt früher genauso auf der Rückfahrt vom Kirchgang gewesen sein.
Auch wenn ich im Ruderboot schon Vieles erlebt habe, diese Ausfahrt war ein ganz besonderes Erlebnis. Danke an das großartige Team. Danke an Ilse vom See mal Rhein e.V. Radolfzell und «Karisma»